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Bulligeschichte #2 – Sommerfrische im Campingbus auf Wittow im Norden Rügens Teil 1

Naturstrand im Naturschutzgebiet in Wittow, Rügen

Tag 1 – Ankunft, Aufbau und Hundestrand

Nach einem nasskalten aber schönen Wochenende in Hamburg und einem kurzen Abstecher nach Fehmarn zum Bullifestival, rollt unser blau-weißer Bus nach Rügen, genauer gesagt auf die Halbinsel Wittow ganz im Norden. Und ja, rollen kann man sagen an diesem Sonntag Ende Juni, an dem sich die Baustellen auf der Autobahn aneinandereihen und die Autos auf der verbliebenen Fahrbahn dicht an dicht vorwärts drängen. Wir kommen zäh voran, sind in Urlaubsstimmung und ärgern uns nicht über die schnaufende Kolonne, sondern lauschen Brote kauend dem Hörbuch, welches der Erzähler mit der angenehmen Stimme so spannend vorliest.

Hund Jamiro auf Fehmarn am Strand Fehmarnsund

Jamiro auf Fehmarn am Strand

Doch stetig gelangen wir näher ans Ziel. Wittow liegt im äussersten Norden von Rügen. Vor 5 Jahren waren wir schon einmal auf der Insel und zwar in Binz, welches mit weiteren Ostseebädern wie Sellin, Baabe und Gören die östliche Küste Rügens säumt. Der Norden kam bei unseren damaligen Ausflügen zu kurz und galt nun als Grund, die schöne Ostseeinsel noch einmal zu besuchen. Dieses Mal sollte es nach Nonnewitz gehen.

Treppe zum Ostseestrasnd in Nonnewitz, Wittow, Insel Rügen

Der Campingplatz beginnt mit dem langgezogenen, schmalen Waldstück vor dem Strand. Das ist auch ungefähr der Ort, an dem der Netzempfang endet. Doch das bekommen wir zur Ankunft gar nicht mit. Wir befassen uns noch mit unserem Stellplatz und dessen Einrichtung: Bus rechts und rückwärts parkieren, damit das Zelt links steht? Oder doch umgekehrt? Aber steht es dann nicht zu nah am Baum? Nach mehreren Wendemanövern vor unseren neuen, temporären Nachbarn und der belustigten Frage des Campingplatzmitarbeiters, ob wir Einparken üben, entscheiden wir uns für die erste Variante und klopfen die Heringe fest. Jetzt wollen wir endlich das Meer sehen!

VW T6 California auf dem Campingplatz Nonnewitz mit Vorzelt von Berger

Mit Jamiro im Schlepptau überqueren wir den ganzen Campingplatz und laufen die 1.2 km zum Hundestrand. Leider sind die Wohnmobil- und Busstellplätze genau am anderen Ende des Areals. Dafür ist der Hundestrand menschen- und hundeleer, so dass sich Jamiro so richtig austoben kann. Sofort rennt er ins Wasser, trinkt einen ordentlichen Schluck (verdammt!), verzieht die Schnauze und blinzelt ob des salzigen Wassers irritiert mit den Augen. Der Schreck hält nur kurz an und Jamiro nicht davon ab, gleich wieder in die Ostsee zu springen. Klatschnass macht es auch erst richtig Spass, im Sand zu buddeln. Wir haben alle unseren Spass. Damit das Vorzelt jedoch nicht schon am ersten Tag wie der Strand aussieht, jagen wir den Hund mit einem Frisbee-Spielzeug kreuz und quer am Ufer entlang, bis er fast trocken und hechelnd im Sand liegt und wir verschwitzt daneben.

Hund badet in der Ostsee in Nonnewitz auf Rügen am Hundestrand

Jamiro tollt zum ersten Mal im Meer

Tag 2 – Graue Wolken, Baumarkt und Wind

Der Tag beginnt trübe und dunkel. Dazu kommt, dass das Licht im Wald, in dem wir mit unserem Bus stehen, Mühe hat bis zu uns vorzudringen. Die Kiefern sind zahlreich und hochgewachsen. An den heissen Tagen wird der Wald unser Freund gegen die Hitze sein. Heute ist es einfach finster. Und kalt. Deswegen entscheiden wir uns für einen organisatorischen Tag mit Supermarkt- und Baumarktbesuch in Bergen. Juhuuu, Baumarkt! Leider gibt es auf dem Campingplatz kein Frischwasser mit Schlauch und wir haben keinen Winkeltrichter dabei, also basteln wir aus einem Stück Gartenschlauch (Meterware) und einem grossen Trichter ein Pendant dazu und voila, es funktioniert sogar! Wer braucht schon Winkeltrichter?

Auf dem Rückweg fahren wir nicht wieder aussen herum über die Schaabe – so heisst die fast 12 km lange Nehrung, welche im Nordosten die Halbinseln Jasmund und Wittow verbindet – sondern verlassen Bergen in Richtung Trent. Auf diesem Weg gelangen wir zur ruhigeren Strasse in Richtung Wiek, welche von der kleinen Wittower Fähre unterbrochen wird, einer Auto- und Fussgängerfähre, die täglich zwischen dem Rügener Kernland und Wittow verkehrt. Die nur 350m lange Strecke ist in wenigen Minuten überwunden. Trotzdem sind wir kurz ausgestiegen und Jamiro schaut interessiert über die Reling.

Die Wittower Fähre auf der Insel Rügen

Die Fähre setzt über

Wir halten noch kurz in Wiek, spazieren hoch auf die Kreidebrücke zum Aussichtspunkt im Hafen und dann weiter an der Promenade entlang, doch der Wind bläst kalt und unerbittlich in unsere Jacken. Die Kitesurfer freut es; Jamiro kneift die Augen zusammen und sieht je nach Windrichtung wie ein weisser ChowChow oder ein aalglatter Windhund aus. Das reicht heute. Wir verziehen uns auf dem Campingplatz – wo es windstill ist – in den Bus und kochen erst einmal etwas leckeres. Später kommt die Sonne dann doch noch heraus und wir erfreuen uns während des Abendspaziergangs an den orangefarbenen Sonnenstrahlen, die den Campingplatz im Wald in ein magisches Licht tauchen.

Campingplatz Nonnewitz Rügen bei Sonnenuntergang im Abendlicht

Tag 3 – Im Märchenwald, Dranske und auf einem verwunschenen Friedhof

Der Morgen beginnt noch wie der letzte, doch das war es auch schon, was die Tage bezüglich des Wetters gemein haben. Nach einem ausgiebigen und gemütlichen Frühstück blitzt blauer Himmel zwischen den Wipfeln hervor. Heute wird es warm! Wir wollen Velos ausleihen und besuchen dafür den Fahrradverleih, der in den Sommermonaten auf dem Campingplatz vor Ort ist. Für den kommenden Tag organisiert der freundliche Mitarbeiter sogar einen Hundeanhänger. Also beschliessen wir, heute noch einmal zu Fuss los zu ziehen. Durch den Wald geht es entlang der immer steiler werdenden Küste in östlicher Richtung.

Der Märchenwald mit Laubbäumen bei Dranske und Schwarbe auf Wittow, Insel Rügen

Wie im Zauberwald

Am Ende des Campingplatzareals beginnt das Naturschutzgebiet mit einem Waldstück, das Märchenwald genannt wird und sich nördlich der Siedlung Schwarbe befindet. Hier sieht es tatsächlich aus, wie in einem Märchenwald: Verwachsene Laubbäume strecken ihre zahlreichen, wie Wellen gebogenen Äste Richtung Himmel, verwinkelte Pfade ziehen sich über grosse und kleine Wurzeln durch den sandigen Boden. Durch das Geäst blinzelt die Sonne und lässt den Wald in grüngelben Licht erstrahlen. Uralte, knorrige Bäume, halb hohl mit dicker Rinde erscheinen wie freundliche Grossväter, die viel erlebt und zu erzählen haben. Daneben die jüngeren Buchen, deren dünne Äste das Licht unendlich oft brechen. Es hätte uns nicht gewundert, wenn da hinten ein Kobold durchs Gebüsch läuft oder Elfen aus ihren Behausungen zwischen den Bäume schauen würden.

Zwischendurch gibt der Wald immer wieder den Blick auf das Meer frei: hier liegen grosse Steine am Strand und das Ufer ist nur ab und zu durch wenige sehr steile Trampelpfade zu erreichen. Nach regnerischen Tagen ist ein Abstieg zur Steilküste jedoch gefährlich! Man kann hier auch mit dem Rad entlang fahren, wie uns diverse Radfahrer beweisen, doch ist es an vielen Stellen sehr eng und ich finde, dass wir den Märchenwald zu Fuss intensiver erkunden konnten. Bei den hohen Dielen kehren wir um. Zurück laufen wir entlang der von rotem Klatschmohn gesäumten Felder und bereuen es schnell: Die Sonne brennt doch stärker als gedacht. Da tut ein spätes Mittagessen im Schatten gut!

Naturstrand auf Rügen im Naturschutzgebiet Schwarbe Dranske

Der Naturstrand im Naturschutzgebiet

Weizenfeld auf Wittow bei Schwarbe, Insel Rügen

Der Roggen ist schon fast reif

Am Nachmittag besuchen wir Dranske und den oberen, schmalen Teil der Halbinsel Bug, deren Arm fast bis nach Hiddensee reicht. Entlang der Strasse gibt es mehrere Parkplätze mit Strandzugang. Der Hundestrand in Dranske liegt nördlich des «Caravancamps Ostseeblick». Das kleine Dranske macht jetzt kurz vor Beginn der Hauptsaison Ende Juni noch einen etwas verschlafenen Eindruck, doch kann man prima im Ort am kleinen Hafen entlangschlendern und vor dem Restaurant am Platz liegend auf neuen, geschwungenen Holzbänken entspannen.

Der alte Hafen in Dranske auf der Insel Rügen

Auf dem Rückweg halten wir noch einmal in Altenkirchen an der alten Kirche – tatsächlich eine der ältesten auf Rügen – welche zum Teil noch im Stil der Backsteinromanik erbaut wurde. Vor der Kirche ragt der hölzernen Glockenturm mit dem hübschen, blauen Ziffernblatt in den Abendhimmel. Dahinter befindet sich entlang des Hauptschiffs ein kleiner, uralter Friedhof mit Grabsteinen, die krumm und schief aus der Erde ragen und um die Gräser und Blumen wachsen, als wollten sie sie hinter Grün verstecken. Als Teil der Kosegarten-Ausstellung findet sich im Kirchhof ein schönes Gedicht von Caspar David Friedrich:

Alte Backsteinkirche Altenkirchen auf Rügen

Sinkend küßt das stille Meer

Die Sonn mit ihrem Strahlenheer

Und wirft den letzten frohen Blick

An Jasmunds Königgstuhl zurück

Bald verschwindt des Purpurs Schimmer

Und des Abendsternes Flimmer

Deckt ein nächtlich dunkles Grau

Übers ganze Himmelblau…

Caspar David Friedrich (1774-1840)

Fiedhof der Kirche in Altenkirchen auf Rügen

Nach diesem Tag haben wir nur noch Hunger und freuen uns auf die Süsskartoffel-Bratkartoffeln aus der Bulliküche. Sooo lecker!

Weiter geht’s in Teil 2 unseres Reiseberichts mit Tag 4-7, unserem Ausflug nach Hiddensee und der verpassten Fähre zurück, zwei Fahrradtouren auf Wittow und dem Drama im Hundeanhänger, sowie der Erzählung, wie wir in Vitt klatschnass geworden sind. In ein paar Tagen hier im Blog!

Der Strand in Dranske mit Blick auf Hiddensee

Der Strand in Dranske mit Blick auf Hiddensee

Hund im Wald Campingplatz Nonnewitz bei Sonnenuntergang

Jamiro in der Abendsonne

Märchenwald bei Schwarbe und Dranske auf der Insel Rügen, Wittow

Geheimnissvoller Weg durch den Märchenwald

Die Vorderansicht der alten Kirche in Altenkirchen, Rügen

Die Vorderansicht der alten Kirche in Altenkirchen

Glockenturm aus Holz in Altenkirchen auf Rügen

Der Glockenturm in Altenkirchen

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